Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis

01.02.2015 Referenz

Schon immer hatte der Verdauungstrakt im Denken der Menschen eine herausragende Bedeutung. Eine daraus resultierende übersteigerte Erwartungshaltung zu den Möglichkeiten der Beeinflussung unserer Gesundheit und im Gegensatz dazu wissenschaftlich absolut unzulängliche Kenntnisse haben den Darminhalt und die Darmflora lange Gegenstand der außerwissenschaftlichen Medizin und Naturbetrachtung sein lassen. Dies hat sich in jüngerer Zeit mit dem Advent moderner molekularer und gentechnologischer Methoden vollkommen geändert. Endlich ist es uns möglich, mit Gensonden die überwältigende Komplexität der intestinalen Mikrobiota zu analysieren. Wir beginnen das Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile des intestinalen Ökosystems zu begreifen, und das nicht nur im gesunden, sondern auch im kranken Organismus. Der Verdauungstrakt ist als die Grenzfläche zwischen Innen und Außen zu verstehen. Hier entscheidet sich wie unsere Lebensführung sich auf Gesundheit und Kranksein auswirkt. Die Inter- aktion zwischen der Außenwelt und dem intestinalen Immunsystem mit den sich daraus für den gesamten Körper ergebenden Folgen ist gegenwärtig eines der großen Forschungsthemen. Der Bogen ist dabei weit gespannt – von einfachen Verdauungsstörungen über Infektionserkrankungen bis hin zu Parkinsonismus, alles scheint einen Bezug zur enterischen Flora zu haben. Nicht nur die Analyse sondern eine rasch zunehmende wissenschaftliche Evidenz bei den Behandlungsmöglichkeiten durch moderne Therapiestudien macht die Beschäftigung mit den Inhalten und der enterischen Flora des Darms vor allem auch für den an der Basis wirkenden Arzt äußerst spannend und für die Alltagsarbeit unerlässlich. Die Veranstaltungen der Akademie für Darmgesundheit bieten dafür ein umfassendes, aktuelles und auf wissenschaftlichen Fundamenten ruhendes Angebot.

Prof. Dr. med. Wolfgang Kruis | 1. Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Probiotische Medizin —